Rheinische Post: Italien muss sich selbst helfen

Kommentar von Antje Höning

Manchmal ist es eine Zahl, in der sich die ganze Misere eines
Landes spiegelt. Bei Italien ist es der Zins, den das Land Anlegern
für neue Kredite bieten muss. Gestern stieg dieser Zins erstmals über
die Marke von sieben Prozent. Das signalisiert, dass mit dem
Rücktritt von Silvio Berlusconi Italiens Leiden nicht vorbei ist. Zu
tief hat der Cavaliere sein Land in die Krise geführt: Die Spaltung
zwischen Norden und Süden überwand er nicht. Die billigen Zinsen, die
der Euro Italien bescherte, nutzte er für hemmungslose Verschuldung.
Mit unseriösem Lebenswandel beschädigte er das Image des Landes.
Seine mangelnde Eignung als Staatsmann zeigte sich jüngst in dem
Satz, da die Restaurants voll seien, könne es Italien so schlecht
nicht gehen. Und nun ist noch nicht einmal eine starke Alternative in
Sicht. Vor allem aber steigt die Angst der Anleger, weil Italien
nicht Griechenland ist. Italien ist Europas drittgrößte
Volkswirtschaft, die kann man, anders als Hellas, nicht geordnet
Pleite gehen lassen. Fällt Italien, ist der Euro am Ende. Auch ist
der Rettungsschirm EFSF zu klein, um Roms Billionen-Schulden zu
übernehmen. Das aber sollte der EFSF ohnehin nicht tun, um keine
Fehlanreize zu senden. Italien muss sich selbst helfen. Sein Staat
kann viel sparen, seine Industrie ist grundsätzlich wettbewerbsfähig.
Auch das unterscheidet Italien von Griechenland.

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