Der Kabarettist Dieter Nuhr befürchtet nach den
Terroranschlägen auf die Pariser Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“
eine stärkere Selbstzensur in der deutschen Unterhaltungsindustrie.
„Sie können über Jesus Witze machen oder über den Papst oder sogar
Helene Fischer, aber wenn man nicht suizidgefährdet ist, lässt man
den Propheten aus“, sagte Nuhr der in Düsseldorf erscheinenden
„Rheinischen Post“ (Montagausgabe). „Das ist eigentlich ein Witz,
dass es im 21. Jahrhundert noch mittelalterliche Irrationalisten
gibt, die die Witzfreiheit einschränken können. Die Fähigkeit dazu
haben sie in Paris eindrücklich nachgewiesen.“ Die Stimmung sei durch
das Attentat aufgeheizt und polarisiert. „Je emotionaler die
Diskussion wird, umso weniger kommen die zu Wort, die rationale
Problemlösungen anstreben. Jetzt gibt es schon Verschwörungstheorien,
der israelische Geheimdienst hätte den Anschlag verübt, vielleicht
auch die Amerikaner, Aliens oder die Pilotengewerkschaft.“ Der
Islamismus müsste aber weiter Thema der Programme von Kabarettisten
sein. „Der Religionswahn ist lächerlich. Diese Gestalten, die mit
wutverzerrten Gesichtern der ganzen Welt mit dem Tod drohen, die
müssen lächerlich gemacht werden“, sagte Nuhr. Er räumte aber auch
ein, dass es Grenzen gebe, die er aus Selbstschutz nicht
überschreiten wolle. „Wer nicht blind und taub war, hat seit Jahren
gewusst, dass es Grenzen gibt, die man nicht überschreiten darf. Das
ist eigentlich unerträglich und entsetzlich, aber real.“
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621