Rheinische Post: Kanzlerin gerät aus dem Tritt Kommentar Von Martin Kessler

Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude
Juncker hat es auf den Punkt gebracht: Als desaströs bezeichnete er
die Außenwirkung dessen, was die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy derzeit zur Bewältigung der
schweren Euro-Krise unternehmen. Man kann sogar noch weiter gehen.
Besonders die deutsche Regierungschefin ist mit ihrer Politik der
kleinen Schritte völlig aus dem Tritt geraten. Seit Monaten lässt sie
die Öffentlichkeit darüber im Unklaren, wie sie sich die Lösung der
europäischen Schuldenkrise am Ende vorstellt. Nicht einmal für
Griechenland hat sie ein klares Konzept. Statt dessen muss sie sich
ein ums andere Mal von der Wirklichkeit korrigieren lassen. Vom
ersten Rettungspaket für Athen, das Merkel zunächst unbedingt
vermeiden wollte, bis zum Schuldenschnitt, den sie erst jetzt ins
Auge fasst, blieb die Kanzlerin bislang ein schlüssiges
Krisenmanagement schuldig. Man muss Merkel zugutehalten, dass sie
sowohl in Sarkozy wie in den Koalitionsparteien FDP und CSU
unberechenbare Partner hat, die sie ins Boot ziehen muss. Doch ihre
Politik, die Wahrheit deshalb scheibchenweise zu präsentieren,
funktioniert nicht mehr. Merkel braucht in den nächsten Wochen einen
Befreiungsschlag. Sonst verspielt sie die Zukunft des Euro.

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