Rheinische Post: Keine Vernunft im Schwabenland Kommentar Von Reinhold Michels

Wilhelm Bonse-Geuking, Chef der
Ruhrkohle-Stiftung und Ingenieur mit Leib und Seele, sprach bestimmt
für viele Zukunfts-Besorgte, als er im Gespräch mit unserer Zeitung
feststellte, dass die Technikfeindlichkeit beginne, Deutschland
Schaden zuzufügen. Man könnte hinzufügen: Mit Greenpeace-Gedanken im
Kopf kann man ein Schlauchboot steuern und Baum-Mahnwachen halten;
(Industrie-)Staat ist damit nicht zu machen. Das gewaltige, übrigens
in langen Jahren demokratisch legitimierte Projekt „Stuttgart 21“ zur
Modernisierung von Hauptbahnhof und angrenzender Innenstadt wäre
durchaus geeignet, ökonomische mit ökologischen Interessen vernünftig
zu verbinden. Aber nicht nur im Stuttgarter Schlossgarten verursacht
hierzulande ein noch so begründeter und legitimierter Plan zum Fällen
von Bäumen Romantizismus mit Symptomen von Verstandestrübung. Nach
den Auseinandersetzungen zwischen Recht schützender Polizei und
erhitzten Projektgegnern, die auch gestern nicht so gewaltfrei
agierten, wie ihre parteipolitischen Assistenten in Bund und
Schwabenland behaupten, ist zu befürchten, dass weder Vernunft noch
Frieden einkehrt. Die Landtagswahl in Baden-Württemberg Ende März
2011 befeuert zusätzlich den Topf, in dem die Antimoderne ihre Suppe
köcheln lässt. Armes Deutschland.

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