Der Leiter des Zentrums für Islamische 
Theologie an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide, hat sich in
einem Gastbeitrag für die in Düsseldorf erscheinende „Rheinische 
Post“ (Freitagausgabe) zur derzeitigen Debatte, ob der Islam zu 
Deutschland gehört, geäußert. In der Zeitung schreibt Khorchide: „Ich
appelliere an alle Akteure in unserer Gesellschaft, unsere eigenen 
Kulturen, unsere eigenen Religionen, unsere eigene Geschichte und 
damit uns selbst ernster zu nehmen, und meine, dass dies der erste 
Schritt ist, um mehr Bereitschaft aufzubringen, sich dem Anderen zu 
öffnen.“ Wenn ein Muslim unter Islam nur äußere Elemente wie Moschee,
Kopftuch und Speisevorschriften verstehe, und ein nicht-muslimischer 
Deutscher unter der abendländisch-christlichen Kultur nur Weihnachten
und andere bestimmte Speisen, „dann haben sich unsere Identitäten 
längst ausgehöhlt“. An dieser Stelle würden Feindbilder wichtig, „um 
sich in der Ab- und Ausgrenzung zu einem konstruierten „Feindbild“ zu
definieren“. Zudem dürfe man nicht vergessen, schreibt Khorchide, 
dass der Islam im Mittelalter eine konstitutive Rolle für Europa 
gespielt habe. „Gerade zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert fand eine 
Hellenisierung des Islam statt. Von dieser führt eine direkte Linie 
zur europäischen Renaissance: Die Muslime retteten das antike 
griechische Erbe vor dem Vergessen und bereicherten es. Darauf konnte
die Renaissance aufbauen.“
   Auslöser der derzeitigen Islam-Debatte war ein Interview des neuen
Bundesinnenministers Horst Seehofer (CSU) in der „Bild“-Zeitung am 
16. März. Seehofer sagte darin: „Der Islam gehört nicht zu 
Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt. Die bei 
uns lebenden Muslime gehören aber selbstverständlich zu Deutschland.“
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