Rheinische Post: Klare Regeln zur Sterbehilfeüberfällig Kommentar Von Gregor Mayntz

Zu einer humanen Gesellschaft gehöre das
Sterben in Würde. Auf diese Formulierung konnten sich Union und SPD
in ihrem Koalitionsvertrag verständigen. Das Wort Sterbehilfe fehlt.
Bereits in der vergangenen Wahlperiode waren Union und FDP an dieser
Stelle nicht weitergekommen. Nun ist die Debatte neu entbrannt,
nachdem sich in Paris ein Offizier und eine Professorin qualvoll mit
Einkaufstüten erstickten, um gegen fehlende Sterbehilfe zu
protestieren. Doch so einfach geht es nicht. Wenn Schmerzen nicht
gelindert werden, eine Depression die Gedanken verfinstert, der
seelische Druck auch durch Manipulation steigt, dann darf das alles
nicht zu einem tödlichen Automatismus führen. Gleichwohl muss die
Gesellschaft akzeptieren, dass der Einzelne für sich selbst in
ausweglosen Extremsituation auch in letzter Konsequenz Verantwortung
tragen will. Aber es muss um Ausnahmen gehen, nicht um suizidale
Regelversorgung. Hierzu bedarf es einer Gewissensentscheidung. Die
alternde Gesellschaft hat einen Anspruch darauf, dass sich
überparteiliche Initiativen im Bundestag der beklemmenden Frage
stellen und Antworten geben. Das Sterbehilfe-Gesetz ist überfällig.

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