Erst gerät sie in eine Schlangengrube, nun 
bekommt sie noch einen Schleudersitz dazu. Die angeschlagene 
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat jetzt zwei Großbaustellen. 
Sie muss eine sensible, durchdachte und moderne Strategie entwickeln,
um ihre Volkspartei in Zeiten der Zersplitterung vor dem Schicksal 
europäischer Schwesterparteien zu bewahren: vor dem Untergang. Und 
sie muss sich in einem Ministerium behaupten, das schon immer als 
besonders skandalanfällig und ob der möglichen Eigendynamik der 
Militärs als politisch heikel galt. Damit geht sie ein hohes Risiko 
ein.
   Bisher war sie so verstanden worden, dass sie nicht ins Kabinett 
will, weil es in der CDU, wie sie sagte, „viel zu tun gibt“. Und es 
hatte nach einer klugen und souveränen Entscheidung ausgesehen, sich 
voll auf eine Herausforderung zu konzentrieren und sich nicht zu 
überheben. In den ersten Monaten ihres Parteivorsitzes hat sie es 
auch nicht vermocht, Aufbruch zu vermitteln. Die Grünen danken. Aber 
ausgeschlossen hatte Kramp-Karrenbauer einen Ministerposten nicht.
   Sie bedient sich inzwischen einer Merkel-Methode: Konkurrenten aus
dem Weg räumen. Und zwar dann, wenn die Gelegenheit günstig ist. Sie 
gewinnt nun an Einfluss, Macht und Präsenz. Und man darf gespannt 
sein, ob sie als Verteidigungsministerin die Rückkehr zur Wehrpflicht
zum Thema machen wird, die sie grundsätzlich richtig findet. Einen 
Vorstoß zu einem Dienstpflichtjahr für alle hat sie auch schon 
gemacht. Beides würde in weiten Teilen der Bevölkerung für einen 
Aufschrei sorgen. Wie glatt das Berliner Parkett ist, hat 
Kramp-Karrenbauer bereits schmerzhaft erfahren. Wer allerdings noch 
gedacht hatte, dass sie nach Rückschlägen klein beigeben würde, ist 
jetzt schlauer: Kramp-Karrenbauer will Kanzlerin werden. Mut und 
Härte kann man ihr nicht absprechen.
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