Die Wahl von Ursula von der Leyen an die 
EU-Kommissionsspitze ist historisch. Erstmals wird die Brüsseler 
Machtzentrale von einer Frau geführt und zum zweiten Mal nach 1967 
von einer Persönlichkeit aus Deutschland. Der 16. Juli 2019 wird sich
einprägen in das politische Gedächtnis der Bundesrepublik – 
allerdings auch das kleine Karo der einst großen SPD. Es wird an der 
SPD kleben bleiben, dass sie zwar die Unterstützung der Kanzlerin für
den Sozialdemokraten Timmermans einpreiste, sich aber nicht mit der 
Wahl von der Leyens revanchieren wollte.
   Die EU-Novizin Katarina Barley, SPD, machte sich lustig darüber, 
dass niemand in Europa von der Leyen kenne. Da hatte die frühere 
Justizministerin nur nie aufgepasst, sonst hätte sie gewusst, dass 
die Verteidigungsministerin früh von den Vereinigten Staaten Europas 
gesprochen und später für eine gemeinsame europäische Verteidigung 
gekämpft hat. Damit war sie von den USA bis Russland bekannt und bei 
den Staaten, die sich entweder vor Trump oder vor Putin fürchten, 
beliebt.
   Wenn die 60-Jährige all das umsetzt, was sie in ihrer Rede vor dem
EU-Parlament versprochen hat, würde es ein besseres Europa werden. 
Die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer würde europäische 
Pflicht, das Klima besser geschützt, die Wirtschaft gestärkt, Steuern
würden gerechter erhoben und Frauen weniger benachteiligt. Aber auch 
von der Leyen wird an Grenzen stoßen. Nur muss man, wie immer, neue 
Amtsinhaber, in diesem Fall Amtsinhaberin, auch erst einmal machen 
lassen. Bei der EU-Kommission herrscht jetzt Aufbruch, in Merkels 
großer Koalition Abbruch. Misstrauen und Missgunst sind das Signal. 
Und die SPD sägt weiter kraftvoll an dem Ast, auf dem sie sitzt.
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