Rheinische Post: Kommentar: Bayer eiskalt

Seit der Niederländer Marijn Dekkers 2009 zum
neuen Bayer-Chef auserkoren wurde, ging im Konzern die Angst um.
Jeder wusste, dass Dekkers sich zuvor als Chef eines US-Unternehmens
einen Namen gemacht hatte, indem er ohne Rücksicht auf historische
Bindungen Firmen kaufte und verkaufte oder gnadenlos auf Effizienz
trimmte. Seine erste Tat bei Bayer war es denn auch, eiskalt den
großen Traditions-Namen Schering zu tilgen. Mit seinem gestern
verkündeten Sparprogramm, dessen Herzstück der Abbau von 4500
Arbeitsplätzen ist, hat Dekkers nun alle Erwartungen erfüllt, man
kann auch sagen: alle Vorurteile bestätigt. Zwar hat das
Sparprogramm durchaus unternehmerische Logik: Wenn es stimmt, dass
etwa mit der Anschaffung einer neuen IT in Brasilien zehn
Führungsebenen befasst sind, ist die Verwaltung offenbar zu üppig
besetzt. Doch die Bayer-Beschäftigten wissen auch: Das Sparpaket ist
nur der Anfang, der Kündigungsschutz läuft Ende 2012 aus. Vor allem
die Mitarbeiter der Kunststoff-Tochter Bayer Material Science werden
sich fragen, wie schnell Dekkers dem Ruf des Kapitalmarktes folgt und
sie verkauft. Arabische Investoren stehen bereits Schlange. Der
Rheinische Kapitalismus in Leverkusen ist zu Ende.

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