Wer wissen will, was eine selbsterfüllende
Prophezeiung ist, der sollte in den kommenden Monaten genau nach
Nordrhein-Westfalen schauen. Dem Land stehen beim „Turbo-Abitur“
weitere unruhige Monate bevor – das ist seit gestern klar, seit die
SPD-Fraktion offen über den Plan B für den Fall spricht, dass G 8
scheitert. Ein unbegreiflicher Fehler. Denn jedem Anfänger müsste
doch klar sein: Man kann nicht Ruhe propagieren und gleichzeitig
Ausstiegsszenarien verbreiten. Wer von neuer Unruhe an den Schulen
redet, der wird sie auch bekommen – schon weil die G 8-Gegner längst
Morgenluft wittern. Und so erleben wir ein übles Taktieren zwischen
SPD und CDU: Wer blinzelt zuerst? Zu verlockend ist die Aussicht, auf
den Populismus-Zug aufzuspringen und 2017 Wahlkampf gegen G 8 zu
machen. Und zu bedrohlich der Gedanke, die Wahl zu verlieren, weil
man an G 8 festhält. Statt die Entlastung mit Nachdruck durchzusetzen
und den Schulen Zeit für diese letzte Chance zu lassen, verlieren die
Parteien die Nerven. Die Schulen werden es ausbaden müssen. Der
Patient G 8 in NRW ist nicht tot, noch nicht. Aber die Grube wird
schon ausgehoben. Weil die Ärzte keine Geduld mehr haben. Es ist ein
Trauerspiel.
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