Rheinische Post: Kommentar / BilligesÖl – nicht nur ein Quell der Freude = Von Georg Winters

Niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat,
wird sich beschweren, wenn er an der Tankstelle weniger zahlen muss
und das Befüllen des Heizöltanks billiger wird. Auch Unternehmen, die
Öl für ihre Produktion benötigen, jubilieren, weil die Kosten sinken.
Billiges Rohöl wird zum Konjunktur- und womöglich sogar zum
Jobprogramm, und daran kann man eigentlich nichts auszusetzen haben.

Und doch lohnt es sich, eine Sekunde innezuhalten. Zwischen der
Opec und den Fracking-Konzernen in den USA tobt ein irrsinniger
Preiskampf, mit dem Rivalen aus dem Markt gedrängt werden sollen. Und
das Ergebnis? Enorme Wachstumsgefahren in Ländern, die nach Jahren
des enormen Preisanstiegs immer größere Teile ihrer Einnahmen
vorrangig aus dem Ölgeschäft ziehen. Die Saudis besorgen sich schon
Geld am Kapitalmarkt, Venezuela könnte 2016 pleite sein, wenn der
Preisverfall anhält.

Und der Umweltschutz? Die Amerikaner werden bei weiter niedrigen
Benzinpreisen keinen Anlass sehen, ihre Spritschleudern von der
Straße zu holen. Das Elektroauto in Serie bleibt ein Traum,
geringerer CO2-Ausstoß womöglich auch. Nein, billiges Rohöl ist nicht
immer und überall ein Quell der Freude.

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