Rheinische Post: Kommentar / Bundeswehr-Präsenz im Baltikum ist wichtig = Von Helmut Michelis

Die Schwerpunktverlagerung der Bundeswehr an
die Nato-Ostflanke ist keine Geheimsache – aktiv darüber informiert
wird allerdings auffälligerweise nicht. Angst vor Kritik muss die
Bundesregierung aber gar nicht haben. Sie setzt lediglich Beschlüsse
der Nato zum besseren Schutz ihrer irritierten Mitglieder im
Ostseeraum um – und das mit großem Augenmaß. So sorgt das jetzt
eingeführte Rotationsprinzip dafür, dass der Nato-Russland-Vertrag
nicht verletzt wird. Er verbietet nämlich eine feste Stationierung
von Nato-Truppen in den östlichen Mitgliedsländern und setzt eine
Obergrenze bei jeweils maximal 6000 Soldaten.

Zeitgleich befinden sich jetzt nur wenige Hundert deutsche
Soldaten für ein Vierteljahr vor Ort, dazu kommt etwa dieselbe Zahl
an Amerikanern. Eine Bedrohung kann der Kreml daraus nicht ernsthaft
ableiten; seine Truppen an der russischen Westgrenze sind immer noch
um ein Vielfaches überlegen. Trotzdem ist der deutsche Beistand vor
allem für die Polen und die Balten psychologisch wichtig. Ihre Angst
vor einem russischen Angriff ist zwar hoffentlich unbegründet. Doch
Moskau trägt mit Drohungen und militärischer Aufrüstung viel dazu
bei, sie zu schüren.

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