Rheinische Post: Kommentar / Chinas Sorgen sind die Sorgen der Welt = Von Matthias Beermann

Jahrelang hat China zuverlässig zweistellige
Wachstumsraten produziert, und gerade Deutschland als Export-Nation
hat davon sehr profitiert. Doch dieser Boom gehört der Vergangenheit
an. Die chinesische Wirtschaft wird künftig langsamer wachsen, daran
wird man sich gewöhnen müssen. Die Führung in Peking hat diesen
Prozess schon vor einiger Zeit angekündigt. Nun muss sich freilich
zeigen, ob die allmächtige KP den Tempowechsel so organisieren kann,
dass das Land daran nicht zerbricht – mit bösen Folgen für uns alle.
Denn längst sind Chinas Sorgen die Sorgen der ganzen Welt. Die Serie
der Abwertungen der chinesischen Währung verrät, dass in Peking
Nervosität herrscht. Das Abbremsen der Konjunktur erfolgt zu abrupt.
Zwar wirken fünf Prozent Wachstum aus europäischer Sicht immer noch
luxuriös. Für China aber reichen sie nicht aus. Die Regierenden
wissen ganz genau, dass ein sattes Wirtschaftswachstum der
unverzichtbare Kitt ist, der ihre Herrschaft sichert und das
1,3-Milliarden-Volk zusammenhält. Daher werden sie auch in Zukunft
alles tun, um die Konjunktur zu stützen. Was für Folgen das haben
kann, ist kaum vorherzusagen. Nur so viel ist sicher: China ist in
eine Phase der Turbulenzen eingetreten.

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