Rheinische Post: Kommentar / Der Schaden liegt immer bei den Versicherten = Von Eva Quadbeck

Patienten auf dem Papier kränker zu machen, als
sie in Wahrheit sind, ist moralisch verwerflich. Im Einzelfall kann
man den Betroffenen existenziell schaden. Zudem treibt diese Praxis
die Gesundheitskosten in die Höhe. Positiv ist, dass der
Gesundheitsminister den Missstand bereits erkannt und mit einem
Gesetz reagiert hat. Aber die Neuregelung reicht nicht aus, denn
trotz des Verbots hat noch jeder fünfte Arzt Beeinflussungsversuche
durch Kassen erlebt. Die Kontrollen müssen also besser werden. Das
Gesundheitssystem ist in jeder Hinsicht für Manipulationen anfällig –
aus dem einfachen Grund, dass es um Milliarden-Summen geht. Mit jedem
neuen Gesetz bilden sich in der Regel auch Schlupflöcher,
Fehlanreize, oder es entsteht die Versuchung der Manipulation. Längst
nicht alle Ärzte, Kassen- oder Klinikvertreter nutzen die Grauzonen,
die das komplexe System bietet. Nur ein kleiner Teil überschreitet
Gesetzesgrenzen. Aber wenn Manipulationen ans Licht kommen, leidet
der Ruf der ganzen Branche. Für das Arzt-Patienten-Verhältnis, das in
den vergangenen Jahren ohnehin schwieriger geworden ist, sind solche
Nachrichten Gift. Und der finanzielle Schaden liegt immer bei den
Versicherten.

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