Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat
mit modernen Formen der Konfliktbewältigung ungefähr so viel zu tun
wie der Klavierspieler vor der Stummfilmleinwand mit dem
Dolby-Surround-Kino-Sound: Die Antiquität kann zwar auch Musik
machen, aber den Anforderungen der Menschen von heute entspricht
diese Technik bereits seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Und doch
möchten die fünf ständigen Klavierspieler aus London, Moskau, Paris,
Peking und Washington vor der Weltleinwand nicht von ihrem Privileg
lassen, dass nur sie allein den Takt bestimmen und die neuen
wichtigen Akteure lediglich im Wechsel und ohne gleiche Rechte mal
mitmachen dürfen. Dass Deutschland mal wieder, und das trotz lange
vorher gesetzter anderer Kandidaten, im ersten Wahlgang in den Kreis
der nichtständigen Mitglieder gewählt wurde, drückt den Respekt
vieler Länder vor dem drittgrößten UN-Beitragszahler und der vielfach
weltweit engagierten Wirtschaftsmacht Deutschland aus. Es ist aber
auch als Auftrag zu verstehen, den lange überfälligen Umbau
voranzubringen. Die Kanzlerin darf ihren erneut bestätigten Einfluss
auch in den Runden der Mächtigen mal für eine zupackende UN-Reform in
die Waagschale werfen.
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