Rheinische Post: Kommentar: Die Lehren aus Chemnitz

Ein brutaler Mord, mutmaßlich von Asylbewerbern
verübt, die nicht mehr im Land hätten sein dürfen. Eine beängstigende
Zahl an Rechten, die aufmarschieren, unerträgliche Parolen skandieren
und gegen Ausländer hetzen. Dann das Rockkonzert gegen Rechts mit
Zehntausenden Besuchern. Was sind die Lehren? Zunächst diese:
differenzieren. Wer mit dem Messer zusticht, muss zur Rechenschaft
gezogen werden. Die misslungene Abschiebepraxis bleibt die
Achillesferse der deutschen Asylpolitik. Zweitens: aufpassen, dass
wir als Antwort auf Rechtsextremismus nicht selbst extrem werden,
falsche Bands beklatschen oder falsche Begriffe nutzen.

Aber eben auch: Wer gegen Fremde hetzt oder sie wegen ihrer
vermeintlich ausländischen Herkunft angreift, muss auf öffentlichen
Widerstand stoßen. Jene, die in Frieden und Freiheit miteinander
leben wollen, die Fremde schätzen und Traditionen bewahren, die
Solidarität und Humanität als Grundhaltung achten, müssen im Alltag
gegen jede kleine Form des Extremismus ankämpfen. Nicht erst, wenn es
mal brennt. Der dumpfe Fremdenhass, den wir jetzt in Chemnitz erlebt
haben und der in diesem Land nie wieder einen Fuß in die Tür bekommen
darf, breitet sich schleichend aus. Das ist das Gefährliche an ihm.

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