Der Neuling im Normandie-Format, der ukrainische Präsident 
Wolodymyr Selenskyj, brachte es auf den Punkt, als er nach dem Treffen mit 
Wladimir Putin, Emmanuel Macron und Angela Merkel sagte, dass ihm das Ergebnis 
zu wenig sei. Der frühere Komiker ist unerfahren in internationaler Diplomatie, 
umso ehrlicher seine Einschätzung, was die vier Staats- und Regierungschefs 
tatsächlich zu Wege gebracht haben.
Am Ende gab es konkret nur die Einigung auf einen Gefangenenaustausch an 
Weihnachten zwischen der russischen und der ukrainischen Seite. Truppenabzug und
Waffenstillstand sind im Rahmen des Minsker Abkommens schon so oft vereinbart 
und nicht eingelöst worden, dass man das erneute Bekenntnis dazu nicht glauben 
kann. Zumal es in der Region keine Kräfte gibt, die eine Umsetzung der 
Absprachen auch vorantreiben oder zumindest kontrollieren. Dass die russische 
Seite nun für die Umsetzung auf persönliche Kontakte dringt, ist 
nachvollziehbar. Die prorussischen Separatisten wollen in der Ostukraine als 
Gesprächspartner akzeptiert werden, um ihren Status als Herren der eroberten 
Gebiete zu festigen. Genau das soll eigentlich verhindert werden.
Trotz der mickrigen Ergebnisse gibt es keinen Grund, das sogenannte 
Normandie-Format, in dem sich Deutschland und Frankreich um eine 
Friedensvermittlung in der Ukraine bemühen, schlecht zu reden. Im Gegenteil: 
Dieses Format entspricht formal dem, was innerhalb der EU der Kern einer 
gemeinsamen europäischen Außenpolitik sein sollte. Es ist grundsätzlich 
sinnvoll, wenn zwei oder mehrere Nationen im Einverständnis mit den anderen 
europäischen Partnern die Initiative ergreifen, um Probleme zu lösen. So traurig
das auch ist: Eine Nicht-Ausweitung des Konflikts in der Ukraine fällt unter die
Rubrik Erfolg.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2627
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30621/4464669
OTS:               Rheinische Post
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell
