Dieser Papst ist eine Befreiung – von unseren
Vorstellungen eines Papstamtes in Herrlichkeit, erstarrt in
prachtvoller Schönheit und einem Formalismus, den zu hinterfragen
viele längst müde geworden sind. Dabei ist das meiste der päpstlichen
Alleinstellung – wie das Dogma der Unfehlbarkeit in Glaubens- und
Sittenfragen – ein Produkt erst des 19. Jahrhunderts. Diese
Mystifizierung war damals auch die Antwort auf eine spirituelle
Krise, die den Glauben nicht tiefer, die Kirche dafür
zentralistischer werden ließ. Franziskus, der mit aller Konsequenz
eine Kirche an der Seite der Armen und Bedürftigen wünscht und dabei
selbst so nahbar wie möglich sein will, reformiert die Kirche mit
seiner Person und seiner unkonventionellen Amtsführung. Nennen wir es
ruhig eine Revolution im jesuitischen Geist, mit der ein neues
Papstamt ganz ohne Konzil und Dogma geschaffen werden könnte. Dabei
ist sein Regierungsprogramm uralt: das Evangelium. Das hört sich viel
banaler an, als es ist, wenn man bereit ist, aus der frohen Botschaft
auch die Konsequenzen zu ziehen.
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