Rheinische Post: Kommentar / Eine Wut-Wahl = Von Ulrich Krökel

Die krisengeschüttelte Ukraine bekommt einen
Komiker als Präsidenten, und das ist leider überhaupt nicht lustig.
Im Gegenteil: Wolodimir Selenskijs Wahlsieg ist ein Risikofaktor
ersten Ranges, und zwar nicht nur für die Politik in Kiew, sondern
für Frieden und Stabilität im Osten Europas. Es braucht nicht viel
Fantasie, um sich vorzustellen, dass Wladimir Putin und die Strategen
im Kreml bereits diverse Planspiele durchgegangen sind, wie sie die
Wahl eines blutigen Amateurs an die ukrainische Staatsspitze für ihre
Zwecke nutzen können. Vor diesem Hintergrund kann man nur hoffen,
dass Selenskij klug genug ist, sich mit professionellen Beratern zu
umgeben, auch wenn er als Held einer Anti-Establishment-Kampagne
gewählt worden ist. Denn genau darum ging es: Die Ukrainer haben am
Sonntag ihren fundamentalen Protest zu Protokoll gegeben. Sie
votierten nur formal für Selenskij. In Wirklichkeit stimmten sie
voller Wut gegen die andauernde Herrschaft einer zutiefst korrupten
Oligarchen-Clique. Und die EU? Will sie die Ukraine nicht verlieren,
sollte sie dem Land schnellstmöglich eine echte Beitrittsperspektive
eröffnen.

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