Rheinische Post: Kommentar: Essen für alle

Es ist die kälteste Nachricht des Winters: Die
Ankündigung der Essener Tafel, Speisen vorerst nicht mehr an neue
Migranten auszugeben, zeigt, wie Armut eine Gesellschaft spalten
kann. In einem Land wie Deutschland darf eigentlich niemand hungern.
Erst recht darf es keinen Streit um die Verteilung von Nahrung geben.
Bedürftigkeit kennt keine Nationalität. Und keine Ausgrenzung. Daher
ist die Maßnahme ein Armutszeugnis. Die Verantwortlichen nun aber zu
verteufeln, wie es gerade besonders in den sozialen Netzwerken
geschieht, ist falsch. Sie haben sich die Entscheidung sicher nicht
leicht gemacht. Hätten sie genug Essen zu verteilen gehabt, wäre es
nicht so weit gekommen. Irgendetwas mussten sie tun. Auch wenn der
gewählte Schritt der falsche ist. Vielmehr sollte man sich die Frage
stellen, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Immer noch werden zu
viele Lebensmittel weggeworfen, während man woanders Hunger leidet.
Und dieses woanders ist längst nicht mehr nur irgendwo in Afrika,
sondern direkt vor unserer Haustür. Auch das zeigt der Fall Essen.

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