Rheinische Post: Kommentar: Euro-Schwindel

Die Kanzlerin hat nach der Lehman-Pleite
formuliert: „Vertrauen ist die Währung, mit der bezahlt wird.“
Stimmt. Eine Währung, der die Bürger misstrauen, ist wertlos. Umso
erschreckender ist es, dass die Politik beim Euro immer wieder
schummelt. Erst nahm die Staatengemeinschaft wissentlich das für die
Währungsunion ungeeignete Griechenland auf. Dann ließ sie sich von
Athen mit Statistik-Fälschungen täuschen. Und nicht mal jetzt, in der
Krise, gibt es klare Worte. Die Mechanik des Rettungsschirms mache
Nachbesserungen nötig, die Kreditvergabe-Kapazität müsse erhöht
werden, orakelt Finanzminister Schäuble. Er flüchtet sich in eine
ähnlich verharmlosende Sprache wie Generäle, die von
Kollateral-Schäden eines Krieges sprechen und tote Zivilisten meinen.
Auch hinter Schäubles technischen Worten verbirgt sich eine harte
Wahrheit: Starke Länder, allen voran Deutschland, werden für weitere
Milliarden-Kredite der Pleite-Länder einstehen. Anstatt Bürger mit
dem Sprachnebel der Bürokratie zu verwirren, sollte Schäuble besser
erklären, was auf dem Spiel steht. Der Milliarden-schwere
Rettungsschirm und eine staatliche Insolvenzordnung sind nötig, um
den Euro zu retten, von dem Deutschland wie kein anders Land
profitiert.

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