In der Frage, ob Gabriel Kanzler werden kann 
und ob er überhaupt will, ist der Parteitag ein wichtiger 
Meilenstein. Eine merkwürdige Parteitagsregie hatte ihn nicht als 
Redner vorgesehen. Als der Parteitag aber drohte, in der 
Flüchtlingspolitik ein Signal für keinerlei Begrenzung beim Zuzug von
Flüchtlingen zu setzen, versuchte er spontan, den Parteitag in einer 
emotionalen Rede herumzudrehen. Den Genossen warf er zu Recht „zu 
viel Schulterklopfen“ in Punkten vor, in denen man sich ohnehin einig
sei. Wenn man die Erfolgschancen eines möglichen SPD-Kanzlers am Mut 
misst, den eigenen Genossen die Leviten zu lesen, dann sind Gabriels 
Aussichten nicht so schlecht. In dem Zusammenhang kann auch der erste
Besuch von Altkanzler Schröder nach acht Jahren bei einem 
SPD-Parteitag gar nicht überschätzt werden. Er war für Gabriel auf 
dem Weg zur überzeugenden Kanzlerkandidatur Gold wert. Der Ex-Kanzler
weiß, dass es ohne die „neue Mitte“ für einen Machtwechsel nicht 
reichen wird. Auf diesem Kurs wird Gabriel innerparteilich mit den 
gleichen Widerständen zu kämpfen haben wie einst Schmidt und 
Schröder.
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