Rheinische Post: Kommentar: Inklusion braucht mehr als guten Willen

An der Art, wie eine Gesellschaft mit ihren
schwächsten Mitgliedern umgeht, kann man ihren Zivilisationsgrad
erkennen. Deshalb ist Inklusion ein Thema, das alle angeht. Und
deshalb ist es wahrscheinlich auch richtig, behinderte Schüler
überwiegend gemeinsam mit nicht behinderten Schülern zu unterrichten.
Nicht nur aus sozialen Gründen. Auch, weil wir im Zeitalter der
Globalisierung gar nicht früh genug den Umgang mit Unterschieden
erlernen können. Es ist ein Verdienst der rot-grünen Landesregierung,
diese Aufgabe früher und konsequenter als andere Landesregierungen
angepackt zu haben. Aber die unübersehbaren organisatorischen
Schwächen bei der Umsetzung machen diesen Verdienst beinahe wieder
zunichte. Nun klagen Lehrer ja oft und gerne. Aber in diesem Fall
wohl zurecht: Dass man die schwierige Aufgabe, behinderte und nicht
behinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten, nicht aus dem Stand und
mal eben so erfüllen kann, ist einleuchtend. Unter der unzureichenden
Vorbereitung der Lehrer leidet nun die Glaubwürdigkeit des gesamten
Projekts. Wer die Ansprüche behinderter Kinder ernst nehmen will,
muss auch die Ansprüche der Lehrer ernst nehmen, die sie unterrichten
sollen.

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