Rheinische Post: Kommentar / Kein Herz für den Brexit = Von Matthias Beermann

Der Brexit ist für die Beziehung zwischen der
EU und Großbritannien so etwas wie das Beziehungs-Aus in einer alten
Ehe. Man verspricht sich eine gütliche Scheidung mit Gütertrennung,
aber dann laufen die Dinge doch auf einen hässlichen Rosenkrieg zu,
von dem nur die Anwälte profitieren. In solch einer Phase streckt
dann manchmal einer der beiden Partner die Hand aus und bietet an:
Schwamm drüber! So muss man wohl das Angebot der EU-Spitze an die
britische Regierung verstehen, sich das mit dem Brexit doch noch mal
zu überlegen. Und sei es nur der Kinder wegen. Es wäre eine
Überlegung wert, auch wenn die Austrittsbefürworter auf der Insel
jeden zum Volksverräter stempeln, der sich dem angeblichen
Brexit-Konsens widersetzt. In Wirklichkeit war die Hälfte der Briten
nie dafür, die EU zu verlassen, und viele Brexit-Fans haben
möglicherweise nur dafür gestimmt, weil man ihnen das Blaue vom
Himmel versprochen hat. Diese schwerwiegende Entscheidung nochmals zu
überprüfen, wäre kein Anschlag auf die Demokratie. Es wäre ein Beweis
für demokratische Reife.

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