Rheinische Post: Kommentar / Kinderschutz ist eine Aufgabe für alle = Von Michael Bröcker

Es wird Zeit, dass der Fall Edathy jenseits des
Schicksals der Koalition, der Kanzlerin und der parteipolitischen
Zukunft des früheren SPD-Abgeordneten diskutiert wird. Die Frage, wie
Kinder vor Missbrauch geschützt werden können, muss in den
Vordergrund einer breiten, gesellschaftlichen Debatte. Dringend. Dass
Kinder und Jugendliche von vermeintlich Schutzbefohlenen zu
fragwürdigen Fotos und Videos animiert werden, ist kein rumänisches
Problem, sondern ein Skandal vor der Haustür. Hunderte Fälle von
Kinderpornografie zählen die Ermittler in NRW. Die Experten berichten
von heimlichen Videoaufnahmen in Duschkabinen und Sporthallen, sie
kennen Fälle, in denen Vertrauenspersonen, Eltern, Nachbarn,
Sporttrainer oder Lehrer „Posing“-Fotos von Kindern und Jugendlichen
verbreiten und verkaufen. Ohne, dass es jemandem auffällt.
Kinderpornografie mag juristisch erst dort beginnen, wo Kinder zu
sexuellen Handlungen gezwungen werden. Kinderschutz muss deutlich
früher ansetzen. Den gewerbsmäßigen Handel und den käuflichen Erwerb
von auch auf den ersten Blick unverfänglichen Nacktbildern von
Kindern unter Strafe zu stellen, ist ein erster Schritt. Weitere
müssen folgen.

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