Rheinische Post: Kommentar / Kreativere Betriebe, mutigere Frauen! = Von Antje Höning

Formal sind Frauen im Arbeitsleben
gleichberechtigt. Die Tarifverträge machen keine Unterschiede, und
jede kann werden, was sie will. Dass Frauen aber noch immer 22
Prozent weniger verdienen als Männer (und zwar bezogen auf
Vollzeitstellen), bleibt ein großes Ärgernis. Zumal der Vergleich
zeigt, dass sie ausgerechnet im modernen Deutschland
schlechtergestellt sind als in südeuropäischen Staaten, wo man
solchen Machismo eher erwartet hätte. Daran sind Frauen nicht ganz
unschuldig. Sie tun sich schwer, Gehaltserhöhungen einzufordern. Und
sie wählen überproportional schlecht bezahlte Berufe. Etwas mehr
Technik und Wirtschaft, etwas weniger Sozialpädagogik und Germanistik
könnten schon helfen. Doch auch in Betrieben liegt noch manches im
Argen. Viele verwehren Frauen den Aufstieg, wenn diese etwa wegen der
Erziehung der Kinder in Teilzeit arbeiten wollen. Dabei sind
Teilzeit-Kräfte oft viel effizienter als Vollzeit-Kollegen, wie ein
Blick in jede Cafeteria zeigt. Hier spielt die Zeit für die Frauen:
Wegen des Fachkräftemangels können es sich Betriebe nicht mehr
leisten, das weibliche Potenzial ungenutzt zu lassen, nur weil ihren
Personalchefs keine familienfreundlichen Arbeitszeitmodelle
einfallen.

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