Rheinische Post: Kommentar / Landarzt und Landflucht vertragen sich nicht = Von Thomas Reisener

Obwohl der größte Teil der Arztpraxen in NRW
für Hausärzte vorgesehen ist, gibt es an den Universitäten des Landes
nur einen großen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin – in Düsseldorf. Das
ist eine Folge der grundgesetzlich geschützten Forschungsfreiheit: In
den weiten Verästelungen der medizinischen Spezialgebiete gibt es
mehr zu entdecken als im Basis-Fach Allgemeinmedizin. Trotzdem ist
die Vernachlässigung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen nicht
akzeptabel. Universitäten haben auch einen Lehrauftrag. Der muss dem
Bedarf der Gesellschaft dienen – und die braucht nun mal mehr
Allgemeinmediziner, als die Hochschulen ausbilden. Eine andere
Ursache des Hausarzt-Problems hat mit dem Medizinbetrieb gar nichts
zu tun. Besonders groß ist der Mangel in den ländlichen Räumen. Dort,
wo die Bevölkerung schrumpft, die Jobs abwandern, die
Freizeitangebote wegbrechen und die Lebensqualität sinkt. Dass junge
Ärzte, die überall gefragt sind, sich nicht ausgerechnet dort
niederlassen wollen, ist verständlich. Einen Masterplan gegen das
Landflucht-Problem gibt es aber nicht. Die traurige Wahrheit ist:
Dieser Trend wird sich noch deutlich verschärfen.

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