Rheinische Post: Kommentar: Merkel-Cameron-Papier

Das Cameron-Erlebnis der CSU in Kreuth erinnert
an heimliche royale Neigungen: Auch wenn viele keine Monarchie in
Deutschland wollen, sind sie doch ein wenig neidisch auf die Briten
und ihr Königshaus. Und auch wenn die CSU weiter auf
Mehrheitsgarantin Merkel setzt, ist sie doch ein wenig neidisch auf
die britischen Konservativen mit ihrer absoluten Mehrheit und ihrem
klar „Mitte-rechts“ aufgestellten Premier. Der Frust vieler
Konservativer in Deutschland hat auch damit zu tun, dass „links“ zu
oft als modern verkauft wird, auch wenn sich dahinter ideologische
Unbeweglichkeit verbirgt, während „konservativ“ das Etikett „rechts“
bekommt, auch wenn sich dahinter eine ständige
Modernisierungsbereitschaft unter Bewahrung elementarer
Grundfreiheiten befindet. Die Union rühmt sich ihrer sozialen,
christlichen und konservativen Wurzeln. Damit die dritte wieder
stärker wirkt, wäre es nur konsequent, wenn sich die Kanzlerin und
der Premier am Mitte-Links-Entwurf im legendären
Schröder-Blair-Papier ein Beispiel nähmen und ein
Merkel-Cameron-Konzept für einen modernen Konservatismus in Europa
entwickelten.

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