In der Flüchtlingsfrage zeigen die Deutschen 
ein widersprüchliches Stimmungsbild: Im direkten Vergleich mit 
Seehofer erhält die Kanzlerin weiter Rückendeckung von der Mehrheit 
der Bevölkerung. Dennoch sehnen sich die Bürger inzwischen nach einem
Ende des ungebremsten Flüchtlingsstroms. Mit anderen Worten: Die 
Deutschen sind dafür, dass die Flüchtlingskrise weiter mit einer 
Haltung begleitet wird, wie sie die Kanzlerin einnimmt, wünschen sich
bei den Taten aber ein bisschen mehr Seehofer. Angesichts der 
inzwischen fast 10.000 Flüchtlinge, die pro Tag in Deutschland 
ankommen, wird sich dieser Wunsch nach einer Obergrenze sicherlich 
noch verfestigen. Die Umfrage fördert auch glasklar zutage, dass die 
Kanzlerin ein Problem im eigenen Lager hat. Die Differenzen mit der 
CSU sind offensichtlich. Aber auch in der CDU wächst die Skepsis. 
Dass die Umfrage nicht noch eindeutiger ausgefallen ist, wird vor 
allem der enormen Reputation geschuldet sein, die Merkel im eigenen 
Lager hat. Sie verbraucht gerade Kredit. Wenn sie ihren Kurs nicht 
vorsichtig hin zu einer klareren Steuerung des Zustroms korrigiert, 
wird der Unmut im Unionslager weiter wachsen.
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