Rheinische Post: Kommentar / Mindestlohn bei Praktika verfehlt das Ziel = Von Jan Drebes

Jetzt tritt offenbar ein, was
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) stets abgestritten hatte:
Der Mindestlohn führt dazu, dass zahlreiche Stellenabgebote für
Langzeitpraktika wegfallen werden. Einige Krankenhäuser zum Beispiel
können oder wollen es sich angesichts klammer Kassen nicht leisten,
ihren Jahrespraktikanten auf Station mindestens 8,50 Euro pro Stunde
zu zahlen. Bisher konnte das System zumeist als Gewinn für beide
Seiten beschrieben werden: Das Unternehmen bekam mit dem Praktikanten
als Anwärter für einen Ausbildungs- oder Studienplatz eine motivierte
und vor allem günstige Arbeitskraft dazu. Und der Praktikant sammelte
wertvolle Erfahrungen im Berufsalltag. Diese war ihm im Zweifel
wichtiger als eine Vergütung mit 8,50 Euro oder mehr. Wenn aber
solche Praktikantenstellen gestrichen werden, hat das gleich mehrere
negative Effekte: Die Tricksereien der Unternehmen nehmen zu, um die
Kapazitäten billiger Arbeitskräfte doch halten zu können. Damit
steigt die Gefahr prekärer Arbeitsverträge für die Praktikanten und
nimmt eben nicht ab. Und auf den Staat kommen höhere Kosten für
Kontrollen zu. Steuert die Politik nicht gegen, könnte der
Mindestlohn bei Praktika komplett versagen.

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