Rheinische Post: Kommentar / Neue Gardinenpredigt = Von Lothar Schröder

Das Unbehagen von Papst Franziskus an seiner
Kirche hat fünf Buchstaben: Kurie. Der durch die lange Krankheit von
Johannes Paul II. vernachlässigte und durch Benedikt XVI.
unbehelligte Leitungsapparat des Vatikans konnte sich eine Macht
aneignen, die für das Bild einer betulichen und verkrusteten Kirche
verantwortlich ist. Vier Kardinäle probten jüngst gar eine Art
Aufstand gegen Franziskus, denen vor allem das päpstliche Schreiben
„Amoris laetitia“ zu unklar ist. Sie fürchten um das Ehesakrament im
Besonderen und um Reformen im Allgemeinen. Dass die vier bloß
Ruheständler sind, macht die Kritik nicht kleiner. Sie sind der
Schutzschild für etliche aktive Kardinäle ähnlicher Meinung. In
seiner Weihnachtsansprache hat der Pontifex nun seinen Unmut über den
bösartigen Widerstand der Kurie Luft gemacht. Eine Gardinenpredigt.
Wieder einmal. Sie wird aber ebenso wenig ausreichen wie die noch
verbleibenden Jahre dieses Pontifikats. Darauf spekuliert die Kurie.
Wirkliche Änderungen bringen nur radikalere Personalwechsel, darunter
auch Abberufungen von Kardinälen.

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