Fassungslos machen einige Ergebnisse der
Mitte-Studie: dass jeder Zehnte meint, es gebe „wertvolles und
unwertes Leben“ oder dass jeder Dritte gleiche Rechte für alle
infrage stellt. Dass die Hälfte der Deutschen Vorbehalte gegenüber
Flüchtlingen hat, erscheint da geradezu mild. Als sei das eine
akzeptable politische Einstellung, wohingegen die unterschiedliche
Bewertung von Menschenleben nur noch faschistisch ist. Wie weit aber
sind sie voneinander entfernt: jene mit einer Aversion gegen
Asylsuchende und jene, die gleiche Rechte für alle infrage stellen?
Jeder Zweite müsste sich fragen, was er gegen Flüchtlinge – nicht
Asylpolitik – hat. Jeder, den die Ergebnisse beunruhigen – und sie
sollten jeden beunruhigen – sollte sich in der Pflicht sehen,
Zivilbürger mit Courage zu sein. Mit allen reden, ja, aber auch jede
Entgleisung so zu benennen und Stellung zu beziehen gegen
Diskriminierung, Hass und Hässlichkeit.
Beim Titel „Verlorene Mitte“ muss der Studie widersprochen werden.
Die gesellschaftliche Mitte ist vielleicht orientierungslos, am
ehesten gefordert – verloren ist sie hoffentlich noch nicht.
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