Rheinische Post: Kommentar / Nur ein halber Ruck = Von Jan Drebes

Martin Schulz liegt mit seiner Analyse nur
teilweise richtig, dass ein Ruck durch die SPD und das Land gehe.
Tatsächlich tat es den seit langem durch schlechte Umfragewerte
deprimierten Genossen am Sonntag sichtlich gut, Schulz als ihren
Hoffnungsträger feiern zu dürfen. Die Euphorie und die vielen
Neueintritte seien der SPD bei der desaströsen Mitgliederlage
gegönnt, der Ruck ist also zumindest diesbezüglich real. Doch was
wohl vor allem Schulz– glänzenden Beliebtheitswerten zuzuschreiben
ist, muss sich nun im Wahlkampf verstetigen, damit sich auch der
zweite Teil seiner Analyse bewahrheitet. Denn nur wegen des Wechsels
an der SPD-Spitze geht mit Sicherheit noch kein Ruck durchs Land. Um
das zu erreichen, müsste Schulz schon die Kanzlerin vom Thron stoßen.
Aber wieso sollte ihm das – wie in seiner Rede dargelegt –
ausgerechnet mit alten SPD-Inhalten gelingen, die zuvor nicht zu mehr
Zustimmung geführt haben? Größter Trumpf im Rennen gegen Merkel
bleibt daher Schulz– wenig stromlinienförmige und respektable
Biografie: ohne Abitur in die Weltpolitik.

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