Rheinische Post: Kommentar / Obamas Widersprüche = Von Matthias Beermann

Es ist ein Rücktritt ohne großen Radau, aber
das Ausscheiden von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel macht
deutlich, dass die Präsidentschaft Barack Obamas allmählich an ihren
eigenen Widersprüchen zerbricht. Hagel war nach außen ein loyaler
Minister, doch unlängst sickerte durch, dass er intern die
Syrien-Strategie seines obersten Chefs umso deutlicher kritisiert
hat. Hagel, der von eigenen Kriegserfahrungen geprägte
Vietnam-Veteran, passte perfekt ins Klima der ersten Obama-Jahre, die
gekennzeichnet waren durch eine radikale Abkehr vom
Hurra-Patriotismus der Bush-Regierung. Rückzug lautete die Parole,
aber darauf hatten die Extremisten nur gewartet, im Irak und
anderswo. Immerhin, Hagel hat die Gefahr durch die Terrormiliz IS
kommen sehen, während Obama sie viel zu lange herunterspielte. Doch
nun, da der Präsident militärische Erfolge sehen will, und zwar
rasch, wirkt sein Verteidigungsminister ratlos. Obama und Hagel –
diese beiden stehen für Amerikas unglückliche außenpolitische Bilanz
der letzten Jahre. Gut gewollt, aber schlecht gemacht.

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