Rheinische Post: Kommentar: Organspende lebt von Vertrauen

Alle acht Stunden stirbt in Deutschland ein
Mensch, weil es nicht genug Organspender gibt. Der Doppel-Skandal von
Göttingen und Regensburg, wo jeweils derselbe Oberarzt mit der
Manipulation von Krankenakten aus der Organknappheit Profit
geschlagen haben soll, wird das Problem verschärfen. Denn die größte
Hürde beim Ausfüllen eines Organspende-Ausweises ist die diffuse
Angst davor, dass beim posthumen Verpflanzen der eigenen Organe nicht
alles mit rechten Dingen zugeht. Bislang wurde diese Angst im
Wesentlichen von erfundenen Horrorgeschichten genährt und war leicht
zu zerstreuen. Sollten die Vorwürfe gegen den Oberarzt sich aber
bewahrheiten, ist das Ausmaß des Schadens kaum zu ermessen. Die
Krankenhäuser berichten jetzt schon von ersten Angehörigen, die unter
Verweis auf Göttingen die Organentnahme bei ihren verstorbenen
Verwandten und Ehepartnern blockieren. Organe, die sonst anderen das
Leben gerettet hätten. Trotzdem hat niemand hat das Recht, Menschen
zu verurteilen, die eine Organspende verweigern. Man kann sie nur
überzeugen. Mit noch mehr Kontrollen, wie NRW-Ministerin Barbara
Steffens sie anstrebt. Und mit dem Argument, dass die minimale Chance
des Missbrauchs einer Organspende im Vergleich zu ihrer
lebensrettenden Wirkung nicht zählt.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Weitere Informationen unter:
http://