Rheinische Post: Kommentar / Passagiere in Geiselhaft = Von Antje Höning

Reisende trifft es derzeit hart. Entweder
streiken die Lokführer oder die Piloten. Sie nehmen Passagiere in
Geiselhaft, um maßlose Forderungen durchzusetzen. Bei der Bahn tragen
zwei rivalisierende Gewerkschaften ihren Machtkampf auf dem Rücken
der Fahrgäste aus. Bei der Lufthansa kämpfen Piloten für Luxusrenten.
Während das allgemeine Rentenalter von 65 auf 67 Jahre angehoben
wird, wollen Piloten weiter mit 55 in Vorruhestand gehen – und das
bei Bezügen, von denen der Durchschnittsrentner nur träumen kann. Der
Verweis der Kapitäne auf ihre verantwortungsvolle Arbeit sticht
übrigens nicht: Die üben Piloten bei anderen Airlines und Ärzte im
Operationssaal auch aus. Der Ärger über die Macht der
Spartengewerkschaften ist berechtigt, der Versuch der
Bundesregierung, diese über ein Gesetz zur Tarifeinheit zu brechen,
dennoch zum Scheitern verurteilt. Wer einer Gewerkschaft verbietet,
Tarifverhandlungen zu führen, verbietet die Gewerkschaft. Das ist ein
Verstoß gegen das Grundgesetz. Aussichtsreicher ist eine Debatte über
Regeln zur Verhältnismäßigkeit von Streiks.

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