Es ist interessant, sich zu fragen, was es
eigentlich für Russlands Präsidenten Wladimir Putin bedeuten würde,
wenn es die Konflikte in der Ukraine und in Syrien nicht gäbe.
Russlands starker Mann müsste sich dann womöglich seinen Schwächen
stellen, insbesondere seinem völligen Versagen bei der Modernisierung
der russischen Wirtschaft. Putin wäre nicht der Erste, der auf Gewalt
setzt, um die Blößen der eigenen Politik zu übertünchen. Russlands
internationale Bedeutung definiert sich derzeit fast ausschließlich
über seine starke Position auf diversen Schlachtfeldern. Das Sterben
in der Ostukraine und in Aleppo ist für Putin von strategischem
Nutzen. Er wird diese Trumpfkarten nicht allein durch gutes Zureden
aufgeben. Putin wird sich bewegen, wenn der Preis für sein Handeln
steigt. Es ist kein Zufall, dass die Russen einer Feuerpause in
Aleppo zustimmen, seit über zusätzliche Sanktionen diskutiert wird
und sogar über ein – wenn auch sehr hypothetisches – Eingreifen der
Amerikaner. Auch das Treffen in Berlin gestern wäre andernfalls
sicherlich nicht zustande gekommen. Härte hilft also. Wir sollten
Putin aber zugleich eine Hand reichen, die er jederzeit ergreifen
kann – sobald er nicht mehr die Faust ballt.
www.rp-online.de
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell