Rheinische Post: Kommentar: Rückzug vom Rückzug

VON MATTHIAS BEERMANN Bei Donald Trump ist nur
darauf Verlass, dass auf nichts Verlass ist. Der außenpolitische
Zickzackkurs des US-Präsidenten, von seinen Bewunderern gerne als
geniale Strategie der Verunsicherung überhöht, ist wohl in
Wirklichkeit nur einem Umstand geschuldet: der haarsträubenden
Ahnungslosigkeit des Mannes im Weißen Haus. Trump bleibt davon
überzeugt, dass er mit seinem Bauchgefühl allemal besser liegt als
alle seine Berater und Experten. Selbst die härtesten Isolationisten
unter ihnen, allen voran Trumps nationaler Sicherheitsberater John
Bolton, hatten sich gegen einen Abzug der 2000 in Syrien operierenden
US-Soldaten ausgesprochen. Nun darf ausgerechnet Bolton die Scherben
zusammenkehren und den Rückzug vom Rückzug verkünden. In der Sache
ist es indes vernünftig, den Abzug des US-Kontingents nicht zu
überstürzen. Seine Präsenz hat in den vergangenen Monaten zu einer
Stabilisierung der Lage in Syrien beigetragen. Man kann sich
ausmalen, was passiert, wenn sich Assad, Putin, Erdogan und der Iran
nach einem Abzug der Amerikaner völlig ungehemmt um die Beute balgen.

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