Rheinische Post: Kommentar / Schwarzer in Opferrolle = Von Antje Höning

Mit Alice Schwarzer gesellt sich erstmals eine
Frau in die Reihe prominenter Steuerhinterzieher. Das kann man als
Zeichen von Emanzipation sehen: Frauen können ebenso Vermögen
erwerben wie Männer, unter ihnen gibt es leider ebenso schwarze
Schafe. Und wie bei Hoeneß, Zumwinkel und Co. fragt man sich: Wieso?
Wieso trickst ausgerechnet der, der genug hat? Offenbar steigen Gier
und kriminelle Energie – unabhängig vom Geschlecht – proportional mit
dem Vermögen an. Was den Fall Schwarzer anders macht, ist die Kluft
zwischen moralischem Anspruch und Realität. Anstatt einfach Fehler
einzuräumen, überhöht Schwarzer ihr Vorgehen zum Akt feministischer
Revolte. Sie habe Geld in die Schweiz geschafft, weil in Deutschland
die Hatz gegen sie so groß war. Lächerlich. Hinter der
Veröffentlichung steckten Interessen, die ihre Kampagnen gegen
Ehegattensplitting und Prostitution treffen sollen. Absurd. Schwarzer
interessiert, wie jeder prominente Betrüger interessiert. Dass
ausgerechnet die Chef-Feministin sich als Opfer stilisiert, ist
weinerlich und so gar nicht emanzipiert.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Weitere Informationen unter:
http://