Keine zwei Monate nach der Verurteilung der Kinderschänder 
von Lügde wird das Land von einem neuen monströsen Fall von Kindesmissbrauch 
erschüttert: Offenbar hat sich ein mutmaßlicher Täterring an mindestens neun 
Opfern im Alter von einem bis zehn Jahren vergriffen. Teilweise waren die Opfer 
die eigenen Kinder oder Stiefkinder der Verdächtigen. Diese sollen den 
Missbrauch ihrer Kinder gefilmt und weiterverbreitet haben. Bei den neun 
durchsuchten Gebäuden, acht davon in NRW, wurden neben Sexspielzeug und 
Fesselmaterial auch Liebesbriefe in Kinderschrift gefunden. Wem solche 
Nachrichten nicht das Herz zerreißen, der hat keins.
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Fall von Lügde und dem neuen 
Fall: Damals waren die Täter Menschen vom Rand der Gesellschaft, die in 
vermüllten Wohnwagen hausten. Diesmal stammen die Verdächtigen aus der Mitte der
Gesellschaft. Familienväter und vielleicht auch -mütter, die teilweise sogar im 
Staatsdienst arbeiten. Schon nach Lügde hatte Reul erschrocken festgestellt: 
„Kinderpornografie ist zu einem Massenphänomen geworden“. Der neue Fall scheint 
zudem zu belegen, dass sich dieses Massenphänomen quer durch die Gesellschaft 
zieht.
Im Angesicht der Ungeheuerlichkeit solcher Taten verbietet sich die Empfehlung 
schneller Rezepte. Aber ein struktureller Gedanke drängt sich auf: Viele Täter 
bleiben hinter den strengen Datenschutz-Auflagen unerkannt, die in Deutschland 
gelten. Ermittler fordern zum Beispiel seit Langem die Vorratsdatenspeicherung, 
die es ihnen leichter macht, kinderpornografisches Bildmaterial konkreten 
Computern und damit Tätern zuzuordnen. Vielleicht müssen wir Abstriche beim 
Datenschutz hinnehmen, um effizienter gegen Kinderschänder vorgehen zu können.
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