Mit dem sich abzeichnenden Kabinett setzen
Nahles und Scholz das Zeichen eines Neuanfangs. Zudem befreien sie
sich von Ballast: Sigmar Gabriel, obwohl im Volk beliebt, bekommt
keinen Posten mehr. Die verbreitete Begründung dafür ist, er sei kein
Teamspieler. Das ist richtig. Nahles hat aber einen weiteren
triftigen Grund, Gabriel aus dem Spiel zu nehmen. Bei der spätestens
in zwei Jahren anstehenden Debatte um den nächsten
SPD-Kanzlerkandidaten könnte ein Schwergewicht wie Gabriel für
Unwucht sorgen. Die K-Frage bleibt für Nahles dennoch kompliziert
genug: Sie oder Scholz? Und welches Mitspracherecht gibt man der
Basis, die ihrer Führung inzwischen gründlich misstraut? Mit der
neuen Mannschaft und dem Koalitionsvertrag hat die SPD die Chance,
aus ihrem Umfragetief herauszukrabbeln. Allerdings kann das nur
funktionieren, wenn es Nahles gelingt, die destruktive Debattenkultur
der SPD zu verändern. Ihre angestrebte Doppelrolle wird noch für
Konflikte sorgen. Als Fraktionschefin muss sie die Mehrheiten für die
Regierung organisieren. Als Parteichefin muss sie zugleich Verbündete
der Basis sein. Anders kann sie das Vertrauen der Genossen nicht
zurückgewinnen.
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