Rheinische Post: Kommentar / Steuersenkungen sind ein Reflex = Von Jan Drebes

Der Staat schwimmt im Geld, so scheint es
angesichts immer neuer Rekordmeldungen aus Schäubles
Finanzministerium. Und 18,5 Milliarden Euro Überschuss im ersten
Halbjahr sprechen ja tatsächlich eine deutliche Sprache. Sie
verdeutlichen einmal mehr, wie hoch die Steuerlast in Deutschland
ist. In kaum einem anderen westlichen Land behält der Staat so viel
aus der Tasche seiner Bürger ein. Daher ist es völlig richtig, dass
jetzt über eine gerechtere Verteilung der Abgaben nachgedacht wird.
Wenig hilfreich ist jedoch das Prinzip Gießkanne. Entlastungen über
alle Einkommensgruppen hinweg nutzen vor allem denjenigen, die ein
überdurchschnittlich hohes Gehalt beziehen. Steuersenkungen sind viel
zu häufig ein einfacher politischer Reflex, doch sie sind kein
allgemeingültiges Gebot. Viel wichtiger ist es, zielgerichtet für
Spielräume zu sorgen. Ein deutlich später greifender
Spitzensteuersatz ist nötig, um die Mittelschicht zu entlasten. Mehr
Freibeträge helfen Haushalten mit kleinen Einkommen. Und auch
Maßnahmen für Familien wie eine Änderung der Kinderfreibeträge sorgen
für mehr Luft bei denjenigen, die einen wesentlichen Teil der
Steuerlast tragen – und für die jeder Euro zählt.

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