Rheinische Post: Kommentar: Trump schürt Angst

Nichts von dem, was amerikanische
Wahlparteitage nach traditioneller Lesart bezwecken sollen, hat
Donald Trump mit dem Spektakel von Cleveland erreicht, schon gar
nicht mit seiner Kandidatenrede. Er hat getan, was er immer getan
hat, seit er vor 13 Monaten an den Start des Rennens ums Oval Office
ging: sein eigenes populistisches Spiel gespielt. Trump zeichnet ein
derart düsteres Bild der amerikanischen Wirklichkeit, dass jeder, der
ein facettenreiches Land wahrnimmt, zwangsläufig glauben muss, er
lebe auf einem anderen Planeten. Der schrille Milliardär schürt die
Angst. Sein Appell richtet sich an die Wutbürger, an Scharen
enttäuschter Wähler. Trump hofft darauf, eine so große Armee der
Frustrierten um sich zu scharen, dass es im November für den Einzug
ins Weiße Haus reicht. Nach dem traditionellen Regelbuch müsste er
damit Schiffbruch erleiden, denn auch in Amerika werden Wahlen noch
immer in der politischen Mitte entschieden. Und die hat Trump mit
seinem Auftritt in Cleveland eher verprellt. Nur: 2016 ist ein Jahr,
in dem irgendwie alles denkbar erscheint.

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