Rheinische Post: Kommentar / Tsipras– interner Kampf = Von Maximilian Plück

Griechenlands Ex-Premier Alexis Tsipras hat
sich in eine verzwickte Lage manövriert. Mit einem markigen Programm
ist der Linksaußen-Politiker an die Macht gekommen. Seine Versprechen
haben nicht nur bei der Bevölkerung, sondern vor allem in der eigenen
Partei Begehrlichkeiten geweckt. Nach dem Wahlsieg zerschellten diese
aber an der Realität und der konsequenten Haltung der Geldgeber. Von
den Wahlversprechen konnte Tsipras so gut wie keines umsetzen, musste
stattdessen die Bedingungen der übrigen Euro-Staaten akzeptieren, um
sein Land vor der Pleite zu bewahren.

Aus dem Populisten ist in den zähen Verhandlungen nahezu ein
Realpolitiker geworden. Diesen Wandel haben viele von Tsipras–
Parteifreunden nicht vollzogen. So konnte der Premier nur die
Notbremse ziehen: Rücktritt plus Neuwahlen. Den im Volk beliebten
Tsipras jetzt abzuschreiben, wäre falsch. Genauso falsch ist es,
anzunehmen, er habe sich endgültig zum Realo gewandelt. Denn schafft
Tsipras die Wiederwahl, könnte er einen neuen Anlauf starten, seine
linke Politik aus den Anfangstagen doch noch durchzusetzen.

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