Rheinische Post: Kommentar / Vermeintlicher Partner = Von Birgit Marschall

Die Frage, wie Deutschland mit Saudi-Arabien
umgehen soll, ist seit Jahrzehnten umstritten. Allerdings ist die
Abhängigkeit von saudischem Öl heute dank der Energiewende geringer
als vor Jahrzehnten. Deutschland kann sich gerade auch deshalb eine
kritischere Haltung gegenüber einem Land erlauben, das nachweislich
islamistische Terroristen und Taliban in Afghanistan unterstützt.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel behauptet, auch wegen dieser
gefährlichen Politik Saudi-Arabiens die deutschen Waffenlieferungen
an die Scheichs nur auf Ausrüstungsmaterial beschränken zu wollen.
Schweres Gerät wie Panzer wolle er nicht genehmigen, sagt Gabriel.
Tatsächlich ist der Vizekanzler wohl weniger restriktiv, als er
vorgibt: Allein im Januar lieferten deutsche Firmen Rüstungsgüter im
Wert von 100 Millionen Euro in den Wüstenstaat. Trotz allem wird der
Westen auch weiterhin auf diesen vermeintlichen „Partner“
Saudi-Arabien in der arabischen Welt angewiesen sein. Auch die Saudis
haben schließlich ein Interesse daran, nicht vom Islamischen Staat
überrollt zu werden.

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