Rheinische Post: Kommentar / Viel Zeit für Schulz = Von Gregor Mayntz

Und plötzlich ist wieder 2005. Damals machte
ein kämpfender SPD-Kanzlerkandidat Woche um Woche mehr Boden gut
gegen Angela Merkel. Und Gerhard Schröder hätte es um ein Haar
geschafft. „Jetzt ist Schulz“, feiern nun euphorisierte SPD-Anhänger.
Das Versöhnungstreffen von CDU und CSU in München könnte darob
irritierten Unionsanhängern die Hoffnung geben: „Jetzt kommt die
Antwort auf Schulz.“ Doch die fällt seltsam aus. Die CSU bleibt bei
ihrer Obergrenze, die CDU bei ihrer Ablehnung. Und statt ebenfalls in
Wahlkampfmodus überzugehen, setzt die Union im Anschluss an ihr
Treffen einen Koalitionsausschuss an. Das Bemühen um Konsens mit der
SPD wird also die Botschaft der Bereitschaft zur Konfrontation mit
Schulz schon von der Terminplanung her überlagern. Das lässt auf viel
Gelassenheit schließen – und auf die Erwartung, dass Schulz sich
schon noch selbst in Widersprüche verstricken werde. Es stimmt zwar,
dass Wahlen auf den letzten Metern entschieden werden. Doch Schulz
hat eindeutig mehr Zeit als seinerzeit Schröder. Merkel sollte
gewarnt sein.

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