Ein Jahr nach dem Start einer Regierung sacken
üblicherweise die Umfragewerte ab. Für die große Koalition in Berlin
gilt dies nicht. Würde an diesem Wochenende gewählt, man käme fast zu
dem gleichen Ergebnis wie vor gut einem Jahr. Das ist kurios. Denn es
ist genug passiert, was das Land und die Umfragewerte in Bewegung
hätte bringen können: Edathy-Affäre, Rentenpaket, Mindestlohn,
Ukraine-Krise, Waffen in den Irak – um nur ein paar Großthemen zu
nennen. Dass die Bürger keinen Anlass zur Veränderung sehen, hat viel
mit der Kanzlerin zu tun. Sie ist in eine Sphäre der Beliebtheit
abgehoben, die bislang Bundespräsidenten vorbehalten war. Sie steht
für Sicherheit, Stabilität und Berechenbarkeit. Doch eben diese
Eigenschaften, die die Deutschen so sehr an ihrer Kanzlerin schätzen,
sind auch die große Schwäche dieser Koalition. Es war Merkel selbst,
die zu Beginn dieser Regierung meinte, eine große Koalition sei für
große Aufgaben da. Doch bislang fehlen dem Regierungsbündnis Mut und
Kraft, über die Wahlperiode hinaus zu agieren.
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