Bildungsministerin Annette Schavan ist eine der
engsten Vertrauten von Kanzlerin Merkel, eine geschickte und
machtbewusste Politikerin, und sie genießt in der wissenschaftlichen
Welt eine hohe Reputation. Doch nach über sieben Jahren im Amt wird
sie nach dem Beschluss der Düsseldorfer Universität, ihr den
Doktortitel abzuerkennen, kaum mehr glaubwürdig den
Wissenschaftsstandort Deutschland zu Hause und in aller Welt
vertreten können. Dass sie zum Zeitpunkt des Titelverlusts in
Südafrika für die deutsche Forschung warb, unterstreicht ihren
Einsatz. Doch der wird den Rücktritt nicht abwenden können. Sie
sollte auch nicht zu lange zögern, wenn sie weiterhin glaubwürdig
bleiben will. Im Fall ihres früheren Amtskollegen zu Guttenberg,
dessen plumpes Plagiat nur bedingt mit der Arbeit Schavans zu
vergleichen ist, hat sie selbst die Maßstäbe formuliert. Sie würde
sich schämen, hatte sie damals gesagt. Jetzt muss sie sich gefallen
lassen, dass diese Standards auch an sie angelegt werden. Ob sie
wirklich vorsätzlich getäuscht hat, wie der Fakultätsrat festgestellt
hat, wird wohl erst ein Gericht letztlich beurteilen. Mit einem
Amtsverzicht kann sie jetzt schon ein klares politisches Zeichen
setzen.
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