Rheinische Post: Kommentar: Zum Wohle der Patienten

Eigentlich ist die Sache klar. Die
Notfallambulanzen in Deutschlands Krankenhäusern sind überlastet. Das
weiß jeder, der selbst einmal einen Notfall erlebte. Ein Grund sind
die Patienten, die eine Notfallambulanz gar nicht in Anspruch nehmen
sollten. Da mögen sich manche sehr „clever“ vorkommen. Statt
wochenlang auf einen Facharzttermin zu warten, versuchen sie, ihren
Befund im Krankenhaus zu erhalten. Es liegt aber auch daran, dass
viele Patienten gar nicht mehr wissen, wer für sie zuständig ist.
Krankenhaus, Notarzt oder doch Bereitschaftsdienst? Daher ist es
richtig, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die
Notfallversorgung reformieren möchte. Es braucht übergeordnete
Anlaufstellen, an die sich Patienten wenden können. Damit
medizinisches Fachpersonal einen Blick darauf hat, wer der richtige
Ansprechpartner ist. Bis dahin sind sich auch alle einig:
Krankenkassen, Ärzteschaft, Krankenhäuser. Sie alle begrüßen die
Pläne. Im Grundsatz. Es dürfe nur kein neuer Sektor des
Gesundheitswesens geschaffen werden, sagen sie. Das führe nur zu mehr
Bürokratie. Die Anlaufstellen seien eine gute Idee, aber sie müssten
sie alleinverantwortlich führen, sagen die Krankenhäuser. Die
existierenden Notfall- und Portalpraxen müssten auf jeden Fall in das
Konzept integriert werden, sagen die Ärzte. Krankenhäuser und Ärzte
sollten zur Zusammenarbeit verpflichtet werden, sagen die Kassen.
Alle Beteiligten müssen aufpassen, dass eine gute Idee nicht an
Zuständigkeiten scheitert. Das verlangt von allen
Kompromissbereitschaft. Denn am Ende darf es nicht allein darauf
ankommen, auf wessen Rechnung die neue Leistung verbucht wird. Ziel
muss die optimale Versorgung der echten Notfallpatienten sein.

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