Rheinische Post: Macht der Slowakei Kommentar von Antje Höning

Im Kampf gegen die Schuldenkrise ist die
Politik zum Getriebenen geworden. Die Experten von EU, Europäischer
Zentralbank und Währungsfonds empfahlen gestern der
Staatengemeinschaft, sie möge die nächste Tranche der Hilfen an Athen
auszahlen, obwohl Griechenland nahezu alle zuvor von den Rettern
aufgelegte Latten gerissen hat. Die Experten-Troika weiß zwar, dass
Griechenland durch neue Milliarden nicht zu retten ist, sondern nur
noch durch einen Schuldenschnitt. Doch da viele (insbesondere
französische) Banken, die stark in Athen engagiert sind, einen
solchen Schnitt nicht überstehen würden, muss zunächst der
Euro-Rettungsschirm ausgeweitet werden. Erst wenn er auch Banken
helfen darf, kann Europa den Schuldenschnitt wagen. Nur um dafür Zeit
zu gewinnen, gab die Troika gestern grünes Licht. So einfach macht es
die Slowakei Europa nicht. Sie sieht nicht ein, wieso sie als armer
Staat dem reicheren Griechenland helfen soll. Doch als ein Club von
Egoisten funktioniert Europa nicht. Keiner hat die Slowaken
gezwungen, den Euro einzuführen. Sie haben ihn gewollt. Nun müssen
sie auch helfen, ihn zu retten. Es kann nicht sein, dass ein kleines
Fünf-Millionen-Volk Europa in eine Banken-Krise stürzt, gegen die die
Lehman-Krise ein Spaziergang war.

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